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Matzner, Tobias: Vita variabilis. Handelnde und ihre Welt nach Hannah Arendt und Ludwig Wittgenstein. Würzburg: Königshausen & Neumann 2013. 225 Seiten. [978-3-8260-5093-0]

Rezensiert von Hannah Holme (Universität Leipzig)

Wie verändern sich bestehende Handlungsmuster und wie können sie gezielt verändert werden? Auf diese Frage will Tobias Matzner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften in Tübingen, eine Antwort geben. Hierfür greift er auf das Denken zweier Autor_innen zurück, die bislang kaum in einen Dialog gebracht wurden: Hannah Arendt und Ludwig Wittgenstein. Wittgensteins Begriff des Weltbildes wird durch die Kategorien des politischen Handelns und der Macht erweitert sowie zur Flexibilisierung der Arendtschen Trennung von Welt und Natur herangezogen. Hierdurch sollen bestimmte Schwachstellen des Wittgensteinschen Werks durch die Stärken von Arendts Denken revidiert werden und vice versa. Das 2013 erschienene Buch, das die überarbeitete Dissertation von Matzner darstellt, verfolgt dieses Ziel in drei Schritten, denen die drei Kapitel des Buchs entsprechen: Das erste ist Wittgenstein, das zweite Arendt gewidmet, um in einem dritten beide Ansätze in Hinblick auf die systematische Fragestellung der Veränderung bestehender Handlungsmuster zu verbinden.

In seiner Auseinandersetzung mit Über Gewissheit, Wittgensteins letztem Werk, erweitert Matzner den Begriff des Weltbildes um die Dimension ethischer Urteile und reformuliert es als „dynamisches Konglomerat von in Praktiken sich erhärtenden und verflüssigenden Überzeugungen“ (179). Dabei hebt er das Verhältnis von Beständigkeit und Transformation hervor, das dem Weltbild aufgrund seiner praktischen Konstitution zukommt und das für die Frage nach dessen Veränderung von zentraler Bedeutung ist. Demnach setzt jede Handlung implizit vielerlei Gewissheiten voraus, die als selbstverständliche Grundlagen Teile des stabilen Weltbildes sind. Zugleich befindet dieses sich stets in einem dynamischen Prozess, weil die Praktiken zumeist bestätigend, manchmal aber auch kritisch auf das Weltbild zurückwirken. Damit ist eine erste Antwort auf die Frage nach der Transformation des Weltbildes bereits gegeben: Es verändert sich durch die es konstituierenden Handlungen ständig und bildet dennoch den gemeinsamen festen Grund, auf den sich die Handelnden zumeist implizit und unhinterfragt beziehen. Matzner kritisiert allerdings, dass politische Tätigkeiten, die auf gezielte Veränderungen des Weltbilds abheben und damit zentral für die Beantwortung der systematischen Fragestellung nach der Veränderung von Handlungsmustern sind, in Wittgensteins Betrachtungen eine Leerstelle bilden (58). Um sie zu füllen, müssten interpersonale und gesellschaftspolitische Kategorien wie die der Macht und des öffentlichen Handelns berücksichtigt werden, die sich in Arendts Werk finden.

Dementsprechend ist diesem das zweite Kapitel gewidmet, wobei der Fokus auf dem Vita activa liegt, das Arendt zufolge aus Arbeiten, Herstellen und Handeln besteht. Diese Grundtätigkeiten werden von Matzner als verschiedene „Weisen des Verhältnisses von Tätigen untereinander und zu den Bedingungen der ‚Umgebung‘ – das heißt zur Natur und zur Welt“ (76) definiert. Entscheidend ist somit weniger, ob jemand in der Auseinandersetzung mit der Natur Reproduktionsarbeit leistet, die Dingwelt über das Herstellen hervorbringt oder in der öffentlichen Sphäre politisch aktiv ist, sondern auf welche Weise diese Tätigkeiten vollzogen werden. Der Zugang zur Natur und den Mitmenschen ist demnach beim Arbeiten auf den Lebensunterhalt ausgerichtet, während er im Modus des Herstellens der Zweck-Mittel-Relation untersteht und beim Handeln an der zweckfreien Begegnung orientiert ist. Doch selbst in dieser Reformulierung der Grundtätigkeiten als Verhältnisweisen kommt, so Matzner, der Arendtschen Darstellung des Umgangs mit der Natur ein essentialistisches Moment zu (91). Diese Bedenken teilt er mit Seyla Benhabib (1991, 199), wobei Matzner diese Kritik jedoch nicht durch die Konzeption des narrativen Handelns und die Fokussierung auf die institutionelle Gestaltung des öffentlichen Raumes auszuräumen versucht.

Vielmehr will der Autor die problematisierte Trennung von Natur und Welt im Arendtschen Ansatz flexibilisieren, ohne sie gänzlich aufzugeben, indem er im dritten Kapitel eine Verbindung des Vita activa mit dem Wittgensteinschen Begriff des Weltbilds herstellt. Die als Verhältnisweisen beschriebenen Grundtätigkeiten werden dabei in Bezug zum Weltbild gesetzt, um „mit dem ethischen Weltbild einen gemeinsamen Bezugspunkt aller drei Tätigkeitsweisen […] zu erhalten, die sich dann in der Art und Weise unterschieden, wie sie zu diesem im Verhältnis stehen“ (101). Hierdurch soll die von Arendt hervorgehobene Differenz zwischen der Beständigkeit der Natur und der Fragilität zwischenmenschlicher Angelegenheiten zwar beibehalten werden, allerdings ohne auf essentialistische Argumentationsmuster zurückzugreifen. Deshalb verweist Matzner auf Wittgenstein und die „aus der Analyse des Weltbildes stammende Beobachtung, dass wir uns bei jedem Tun auf etwas verlassen, dass es also etwas sehr Festes am Grunde unseres Weltbildes gibt, das den Tätigkeiten den von Arendt für die Natur in Anspruch genommenen Charakter der Notwendigkeit geben kann.“ (127) Dabei bezeichnet das „Feste“ eines Weltbildes die Überzeugungen, auf die sich die Tätigen beim Vollzug ihrer jeweiligen Praktiken verlassen (124). Anstatt die Grundtätigkeit des Arbeitens der scheinbar auf ewig gleichbleibenden Natur zuzuordnen, wird Matzner zufolge in der arbeitenden Verhältnisweise zum Weltbild ausschließlich der Zwang und die Notwendigkeit des ‚Festen‘ wahrgenommen. Das Herstellen wird „als Benutzen des Festen zur Erschaffung von Neuem auf der Basis der Kategorie von Mittel und Zweck [reformuliert] sowie das Handeln als das Tätigsein auch im Flüssigen“ (126). Somit werden die als Verhältnisweisen beschriebenen Grundtätigkeiten des Vita activa als Formen des Bezugs auf das Weltbild beschrieben. Dieses ist im Falle des Handelns fragil und fluide, während beim Herstellen die Grundlagen des Weltbildes und insbesondere die Natur als Basis genutzt werden, um etwas Neues zu schaffen. Die Natur stellt dabei die Basis des Weltbildes dar, wobei das, was sie „zum Grund des Weltbildes macht, [….] die Konstanz ihres Prinzips“ (132) ist. Auf diese Weise soll die Grenze von Welt und Natur flexibler gefasst werden als bei Arendt, ohne sie gänzlich aufzulösen.

Mit dieser Darstellung entwickelt Matzner zudem das Begriffsinstrumentarium, das ihm zur Beantwortung der systematischen Fragestellung nach der Veränderung bestehender Handlungsmuster dient. Denn ebenso wie die Beständigkeit der Natur hebt er die prinzipielle Möglichkeit der Transformation naturalisierter Bereiche hervor, für die Geschlecht oder Hautfarbe exemplarisch stehen. Wird diese Option gezielt wahrgenommen, handelt es sich demnach um politisierende Handlungen, „die dazu führen, dass grundlegende Überzeugungen im Weltbild einer Gruppe von Menschen verflüssigt werden“ (180). Durch das Vokabular des Flüssigen und Festen wird eine weitere Dichotomie in Arendts Denken flexibilisiert, ohne deren Trennung ganz aufzuheben: Die Differenzierung zwischen dem einzigartigen ‚Wer‘ der Person, das sich ausschließlich im politischen Handeln zeigt, und deren ‚Was‘, das Matzner mit Wittgenstein als Eigenschaften beschreibt, die durch das Weltbild bekannt sind. Hierbei richtet der Autor den Fokus auf politisierte Seinsweisen, welche die Kategorie des ‚Was‘ zum Politikum erklären und damit Arendts Trennung zwischen der öffentlichen Sphäre des ‚Wer‘ und der scheinbar apolitischen Kategorie des ‚Was‘ unterlaufen. An dieser Stelle wird das analytische Potential deutlich, das diese Begriffe entfalten, wenn sie aus der starren, dichotomen Systematik von politischer und unpolitischer Sphäre gelöst werden. Gerade dann, wenn Menschen Neues in die Welt bringen, entsteht demnach ein Konflikt zwischen dem ‚Was‘, dem ‚Festen‘, den bekannten Kategorien, und dem ‚Wer‘, dem absolut Einzigartigen, das durch das bestehende Weltbild nicht mehr zu erklären ist (195). Der Zugang zur öffentlichen Sphäre – und damit zum ‚Wer‘ der eigenen Person – wird vielen Menschen jedoch verwehrt, indem sie auf ihr ‚Was‘, wie zum Beispiel ihren Aufenthaltsstatus oder ihr Geschlecht, reduziert werden.

Anhand eine Studie über Care-Arbeit leistende Migrantinnen in der EU veranschaulicht Matzner, dass denjenigen, die durch das hegemoniale Weltbild diskriminiert werden, die Möglichkeit bleibt, dieses mit anderen, marginalisierten Weltbildern zu konfrontieren und hierdurch infrage zu stellen (196ff.). Mit Bezug auf Arendts Ausführungen zum bewussten Paria betont der Autor, dass gerade diejenigen, die zwischen verschiedenen Weltbildern stehen, die impliziten Grundlagen des herrschenden erfassen und kritisieren können. Um das hegemoniale Weltbild zu verändern, bedarf es also einer Perspektive, aus der dessen Grundlagen anders gesehen werden können. Die eigentliche Politisierung beginnt jedoch erst, wenn sich daraus eine neue Seinsweise auf anderen Grundlagen entwickelt. Sie gelingt, wenn sich Teile der Welt tatsächlich ändern, um der neuen Lebensweise gerecht zu werden und ihr einen sicheren Platz in der Welt zuzugestehen (180).

Diese letzten Ausführungen, die das entwickelte Begriffsinstrumentarium zur Erfassung von politischen Kämpfen für die Transformation des Bestehenden nutzen, zeigen an, wie viel Potential in dem originellen Ansatz steckt, Wittgenstein und Arendt in einen Dialog über die Frage nach der Veränderung von Handlungsmustern zu bringen. Matzner gelingt es ohne Schwierigkeiten, den Begriff des Weltbildes um die politische Dimension der Macht zu erweitern, wodurch er die Wittgensteinsche Konzeption weniger kritisiert als plausibilisiert. Auf die weit verbreitete Differenzierung von power to und power over Bezug nehmend, erläutert der Autor, dass Macht im Sinne von power to durch das Weltbild hervorgebracht wird, indem es bestimmte Sprech- und Handlungsweisen verständlich macht und damit die Voraussetzung für ihre Wirkmächtigkeit darstellt. Andere Praxisformen werden hingegen verunmöglicht, indem es bestimmten Menschen, (Geschlechts-) Identitäten oder Lebensformen erschwert oder verweigert wird, im bestehenden Weltbild zu erscheinen. In solchen Fällen schlägt power to in power over um, weshalb es der Erzeugung von Gegenmacht bedarf, um überhaupt gesehen, verstanden und respektiert zu werden. Anhand solcher und ähnlicher Beispiele zeigt sich bereits, dass Matzner nicht nur Wittgensteins Konzeption des Weltbildes um die politische Dimension der Macht erweitert. Vielmehr werden durch die mit dem Weltbildbegriff verbundenen Termini des Festen und Flüssigen zudem die starren Dichotomien, die Arendts Denken auszeichnen, dynamisiert und damit der Fokus auf die Transformation wie Politisierung unhinterfragter Kategorien gelegt. Hierdurch wird ein Begriffsinstrumentarium bereitgestellt, welches das Potential besitzt, individuelle wie kollektive Kämpfe für die Veränderung der Welt philosophisch zu fassen.

Auch das Ziel, die strikte Trennung von Natur und Welt, welche die Arendt-Forschung seit Jahrzehnten beschäftigt, über Wittgensteins Begriff des Weltbilds zu entschärfen, verspricht eine kreative und neue Lösung altbekannter Probleme. Die Fragen stellen sich jedoch im Detail: So kann bereits die Auffassung bezweifelt werden, dass Arendt einen essentialistischen Naturbegriff hat. Nach Matzner ist das der Fall, weil sie verkenne, „dass auch die elementarsten Grundlagen immer in Tätigkeiten erscheinen, dass man sich nur in Tätigkeiten an ihnen stoßen (oder überhaupt erst auf sie stoßen) kann“ (127). Diesem Umstand wird Arendt jedoch gerade über ihre Konzeption des Arbeitens gerecht, die eben die Tätigkeit darstellt, in der die Auseinandersetzung mit der Natur stattfindet. Um an Arendts Naturbegriff überzeugend essentialistische Züge nachzuweisen, hätte es, wie an einigen anderen Stellen auch, einer Argumentation bedurft, die intensiver auf die jeweiligen Primärtexte rekurriert und diese explizit zur Begründung der eigenen Position heranzieht. Matzner beansprucht, die Trennung von Welt und Natur nicht ganz zu verwerfen, sondern die Natur als Chiffre für den stabilen Grund eines Weltbildes zu verstehen (127). Diese recht vage Formulierung beantwortet nur unzureichend die Gretchenfrage, was denn dann tatsächlich die Natur ist und was ihre Spezifik ausmacht. Denn die Funktion, als Grund eines Weltbildes dessen Stabilität zu garantieren, übernehmen auch andere Sphären, wie zum Beispiel Religion oder Wissenschaft. Indem die Bestimmung der Natur so vage gehalten wird, bleibt die Frage offen, inwiefern sich dieser Ansatz noch von sogenannten poststrukturalistischen unterscheidet, von denen sich Matzner in Hinblick auf die Konzeption der Natur dezidiert abgrenzen will. Denn dass es außer- oder unterhalb des Weltbildes etwas Anderes, Festes geben mag oder gibt, bestreiten die wichtigen Vertreter_innen des Poststrukturalismus, zu denen trotz ihres Widerwillens auch Michel Foucault, Gilles Deleuze oder Judith Butler gezählt werden, gerade nicht. Sie bezweifeln lediglich, dass, um es mit Matzner zu formulieren, über dieses ‚Feste‘ etwas gesagt werden könnte, das nicht selbst wiederum im Weltbild fundiert ist. Der Umstand, dass das ‚Feste‘ im Argumentationsverlauf nicht näher definiert wird, mag mit ein Grund dafür sein, weshalb nicht gehalten wird, was der Klappentext verspricht: „Tobias Matzners Ansatz steht thematisch in der Nähe der poststrukturalistischen Positionen von Michel Foucault und Judith Butler, grenzt sich aber in entscheidenden Punkten gegen diese ab. Damit werden die oft diskutierten Probleme des Relativismus oder der Beliebigkeit gelöst.“ Ob diese Probleme tatsächlich existieren – und daran scheiden sich die Geister – wird von Matzner jedoch gar nicht diskutiert.

Ebenso wenig wird ausgeführt, inwiefern die „ganze hier entwickelte Theorie der Politisierung […] ja gerade dazu [dient], deren Möglichkeit ohne universelle Gründe aufzuzeigen“ (216). Zwar spricht Matzner von einem Ethos des Politischen bei Arendt, das die Grundlagen der Politik offenlegt anstatt Gründe und Prinzipien für moralisches Verhalten vorzugeben, und verweist mehrmals darauf, dass für die Veränderung des Weltbildes nicht notwendigerweise Gründe angegeben werden müssen. Solche Bemerkungen ersetzten jedoch keine systematische Darstellung, die erklärt, inwiefern sich die von Matzner vertretene Position ebenso von partikularistischen wie universalistischen Ansätzen abgrenzt. Das ist schade, nicht nur, weil das Potential für eine philosophische Konzeption der Kritik und der Veränderung des Bestehenden jenseits von universalistischen Argumentationen in dieser Arbeit durchaus vorhanden ist, sondern auch, weil es solcher Positionen dringend bedarf. Zugegeben, es wäre ganz schön viel verlangt, in einer Doktorarbeit von 218 Seiten nicht nur die Schwachstellen des Denkens von Arendt und Wittgenstein durch die Stärken des jeweils anderen zu revidieren, eine philosophische Analyse der Veränderung von Handlungsmustern zu leisten und zudem noch die Glaubenskriege zwischen verschiedenen philosophischen Denktraditionen zu befrieden. Doch ein wenig Platz und Zeit hätte in den beiden ersten, stark exegetisch ausgelegten Teilen zugunsten des dritten gespart werden können. Die vorwiegend rekonstruierenden Beschreibungen von Arendt und Wittgenstein, denen die ersten beiden Kapiteln gewidmet sind, stehen in deutlichem Kontrast zu der Fülle an wertvollen, aber nicht immer ausbuchstabierten Ansätzen und Fragestellungen, die sich im letzten finden.

Dennoch gelingt es Matzner mit diesem dritten Kapitel nicht nur, eine gewinnbringende Reformulierung des Vita activa als Verhältnisweise zu entwickeln, die diese in Hinblick auf die Beziehung von Beständigkeit und Transformation analysiert. Vor allem ist es das Verdienst dieser Arbeit, mithilfe der machttheoretischen Reformulierung des Weltbildes vielfältige Momente, die politische Veränderungen anstoßen oder mit ihnen einhergehen, durch philosophische Begriffe greifbar zu machen. So wird zum Beispiel eine Erklärung dafür geboten, weshalb einzelne Menschen für die Veränderung von Weltbildern eine so zentrale Rolle spielen. Denn Matzner zufolge ist es oftmals die einzelne Person, die das Neue in die Welt bringt und durch ihre Vehemenz und Glaubwürdigkeit die Beständigkeit garantiert, die in diesen Momenten nicht durch das zu transformierende und deshalb destabilisierte Weltbild gegeben ist. Auch aktuelle kollektive Aktionen wie die Selbstorganisation von Flüchtlingen, die sich gegen die rassistischen und menschenunwürdigen Bedingungen in der EU zur Wehr setzen, lassen sich mit Matzners Flexibilisierung der Arendtschen Trennung von ‚Wer‘ und ‚Was‘ philosophisch fassen. Durch öffentliche Widerstandspraktiken machen Menschen, die vom herrschenden Weltbild auf ihr ‚Was‘ reduziert werden, eben dieses zum Politikum, um ihre Bedingungen so zu verbessern, dass nicht nur ihre materielle Situation, sondern auch ihre Anerkennung als ‚Wer‘, als einzigartige Person, ermöglicht wird. Selbst wenn das Potential zur Erhellung bestimmter innerphilosophischer Debatten nicht ganz ausgeschöpft wurde, leistet das dritte Kapitel der Arbeit somit nicht nur zur Wittgenstein- und Arendt-Forschung einen gewinnbringenden Beitrag, sondern auch zum Verständnis politischer Transformationsprozesse.

Literatur

Benhabib, Seyla. 1991. Hannah Arendt. Die melancholische Denkerin der Moderne. Frankfurt/Main: Suhrkamp.

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